Schul- und Volkssternwarte Johannes Kepler Crimmitschau
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Totale Mondfinsternis am 27. Juli 2018

von Andreas Fritsche, Marie-Luise Schröter, 11.07.2018
Am Abend des 27. Juli fand die längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts statt und konnte in Teilen erfolgreich beobachtet werden. Genau 103 Minuten dauerte die totale Phase, in der unser Mond vom Kernschatten der Erde verfinstert wurde.

Beobachtungen unterm Windrad

Marie-Luise Schröter

Am Freitagabend, den 27.07.2018 war ein großer Tag für alle Astronomie-Fans aufgrund der längsten totalen Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts.

Dieses Spektakel haben sich natürlich auch die Mitglieder der Schul- und Volkssternwarte Crimmitschau nicht entgehen lassen. Um optimale Beobachtungsbedingungen für dieses horizontnahe Ereignis zu schaffen, trafen sich alle Interessenten, darunter viele Hobbyastronomen und Besucher, in der Nähe des Fuchsberges gegenüber der Abfahrt nach Thonhausen in der Gesellschaft einiger eindrucksvoller Windräder. Eine Vielzahl an aufgebauten Teleskopen ermöglichte auch den Besuchern einen eindrucksvollen Blick auf den verdunkelten Mond.

103 Minuten befand sich der Mond im Kernschatten der Erde, was ihm einen „blutroten Schleier“ verlieh. Allerdings war er nicht die ganze Zeit sichtbar, da die Wetterbedingungen dies zu Anfang verhinderten. Auch der Eintritt in den Kernschatten blieb den Sternenfreunden verwehrt, da der Erdmond an diesem Standort erst etwa 30 Minuten nach Eintrittsbeginn aufging.

Dennoch ließen andere Beobachtungsobjekte wie die untergehende Venus, die anderen Planeten Jupiter und Saturn und die fast im Zenit vorbeiziehende ISS keine Langeweile aufkommen und überbrückten die Zeit bis zur Sichtbarkeit der Mondfinsternis.

Collage von Andreas Kühne (Originalgröße)

Dabei wurde dem Mond seine besondere Farbe durch die Lichtstreuung in der Erdatmosphäre verliehen, wobei hauptsächlich der Rotanteil des Sonnenlichts übrig blieb. Ebenfalls rötlich war sein scheinbarer Begleiter, der Mars, welcher an diesem Tag durch seine Oppositionsstellung besonders gut zu beobachten war.

Ab 23:14 Uhr bot sich den MoFi-Fans mit besonderer Ausdauer noch der spannende Anblick des Austritts aus dem Kernschatten, welcher sich bis etwa 00:19 Uhr vollzog und somit wieder den gewohnten Vollmond zum Vorschein brachte.

Wo und wann kann man die totale Mondfinsternis sehen?

Andreas Fritsche

Prinzipiell ist eine Mondfinsternis an allen Orten zu sehen, an denen der Mond über dem Horizont steht. Daher ist diese Mondfinsternis im gesamten deutschsprachigen Raum sichtbar. Nur der Eintritt in den Kernschatten bleibt uns verborgen, da sich der Mond zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Horizont befindet. So geht der Mond in Crimmitschau (50,8° nördliche Breite und 12,4° östliche Länge) erst um 20.55 Uhr MESZ auf. Der Eintritt in den Kernschatten beginnt jedoch bereits eine halbe Stunde früher. Wenn der Mond die Horizontlinie im Südosten übersteigt, ist die partielle Phase schon ein ganzes Stück fortgeschritten. Der Himmel ist noch sehr hell, da die Sonne auch erst zu diesem Zeitpunkt untergeht. Die Phase der Totalität, d. h. die vollständige Verfinsterung des Mondes, ist aber in ihrer Gesamtheit zu beobachten.

Ablauf der Mondfinsternis am 27. Juli 2018 im Detail

Mondaufgang (50,8° N, 12,4° E): 20.55 Uhr MESZ
Sonnenuntergang: (50,8° N, 12,4° E): 20.59 Uhr MESZ
Eintritt in den Kernschatten: 20.24 Uhr MESZ
Beginn der Totalität: 21.30 Uhr MESZ
Mitte der Totalität: 22.22 Uhr MESZ
Ende der Totalität: 23.13 Uhr MESZ
Austritt aus dem Kernschatten: 00.19 Uhr MESZ

Eine schöne Animation des Ablaufs der Mondfinsternis und der Bewegung von Mond und Sternhimmel zeigt die Abb. 1 (Mit freundlicher Genehmigung von Roland Zimmermann, Sternwarte Kraichtal, www.sternwarte-kraichtal.de)

Wie kann man die Mondfinsternis am besten beobachten?

Da sich das Ereignis in nur geringer Höhe abspielt, ist eine freie Sicht zum Südost-Horizont Voraussetzung für eine erfolgreiche Beobachtung. Es ist daher ratsam, sich schon einige Tage vor der Mondfinsternis einen geeigneten Beobachtungsplatz zu suchen. Die Abbildung 2 gibt eine Orientierung, wie sich der Sternhimmel in der Umgebung des Mondes darstellt. In den südlichen Breitengraden, so zum Beispiel in Ägypten oder an der türkischen Riviera, sind die Beobachtungsbedingungen besser. So kann man dort das Event bei einem dunklem Himmel und größerer Höhe des Mondes verfolgen. Zur Beobachtung einer Mondfinsternis genügt das bloße Auge. Mit einem Fernglas oder kleinem Fernrohr stellt sich das Ereignis noch etwas eindrucksvoller dar. Auch wenn der Anfang der Finsternis in unseren Breiten nicht zu sehen ist, werden wir durch den stimmungsvollen Aufgang des bereits etwas verfinsterten Mondes etwas entschädigt. Für Fotografen eine gute Möglichkeit zum Erstellen ästhetisch anspruchsvoller Stimmungsbilder. Einen visuellen Eindruck vom Ablauf einer totalen Mondfinsternis gibt die Aufnahmeserie von unserem Vereinsmitglied Andreas Kühne vom 28. September 2015 (Abb. 3).

Beobachtungsmöglichkeit in freier Natur

Leider lässt die niedrige Höhe des Mondes keine Beobachtung auf der Sternwarte Crimmitschau zu. Deshalb haben sich die Mitglieder unseres Vereins entschlossen, auf einen erhöhten Standort mit idealen Bedingungen auszuweichen. Diesen haben wir mit dem Fuchsberg östlich der Gemeinde Thonhausen gefunden. Dort haben Sie die Möglichkeit, an den Teleskopen des Vereins die Mondfinsternis ab ca. 21.00 Uhr mitverfolgen zu können. In Abb. 4 finden Sie den Beobachtungsplatz markiert. In unmittelbarer Nähe befindet sich unübersehbar ein Windrad. Für das Navi geben Sie bitte diese Koordinaten ein: 50.823533 N 12.338702 E bzw. 50°49'24.7"N 12°20'19.3"E

Rechtlicher Hinweis und Haftungsausschluss:

Die Mitbeobachtungsmöglichkeit der Mondfinsternis wird durch unsere Mitglieder rein privat angeboten und ist keine öffentliche Veranstaltung der Interessengemeinschaft Astronomie Crimmitschau (IGAC e. V.) im Sinne der Vereinssatzung. Für Personen- und Sachschäden übernimmt die IGAC daher keine Haftung.

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Roter Mond über Crimmitschau
Autor: Eberhard Seiler
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Mond kurz nach dem Ende der Totalität.
Autor: Eberhard Seiler
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Collage der totalen Mondfinsternis vom 27.07.2018. Neben den verschiedenen Phasen der Mondfinsternis sind in den Ecken, die ebenfalls an dem Abend sichtbaren Planeten Saturn, Jupiter, Mars und Venus (von oben links) zu sehen.
Autor: Andreas Kühne
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Autor: Frank Andreas
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Autor: Frank Andreas
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Autor: Frank Andreas
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Autor: Frank Andreas
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Autor: Frank Andreas
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Autor: Frank Andreas
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Autor: Tanja Scherzer
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Autor: Tanja Scherzer
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Autor: Tanja Scherzer
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Autor: Tanja Scherzer
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Die Phasen der totalen Mondfinsternis vom 28. September 2015 (Quelle: Interessengemeinschaft Astronomie Crimmitschau e. V. (IGAC), Autor: Andreas Kühne).
Autor: Andreas Kühne
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Der Sternenhimmel über dem Süd-Ost-Horizont zum Zeitpunkt der Mitte der Finsternis (22.22 Uhr MESZ). In unmittelbarer Nachbarschaft des Mondes, nur wenige Grad über dem Horizont, finden wir Mars, der unverwechselbar in seinem orangefarbenen Licht strahlt. (Erstellt mit Stellarium 0.17.0, www.stellarium.org)
Autor: Andreas Fritsche
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Unser Platz zur Beobachtung der totalen Mondfinsternis (Quelle: Google Maps)
Autor: Andreas Fritsche
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Der zeitliche Ablauf der Mondfinsternis. Dargestellt ist der Anblick und die Bewegung des Fixsternhimmels und des Mondes sowie die Wanderung des Mondes durch den Erdschatten (Ausschnitt unten links). Der innere Kreis ist der Kernschatten, der äußere stellt den Halbschatten der Erde dar. (Quelle: Sternwarte Kraichtal, Autor: Roland Zimmermann, www.sternwarte-kraichtal.de)
Autor: Andreas Fritsche
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Autor: Andreas Kühne